Papst kreiert 19 neue Kardinäle

Papst Franziskus hat am Samstag 19 neue Kirchenmänner ins Kardinalskollegium aufgenommen. Auch der vor einem Jahr zurückgetretene Benedikt XVI. erschien zur Erhebung der neuen Kardinäle im Petersdom.

Papst Franziskus ging vor der Eröffnung des Konsistoriums auf Benedikt zu und umarmte ihn. Es ist die erste öffentliche Zeremonie im Petersdom, bei der der Papst und der Ex-Papst anwesend sind, und Benedikts erster Auftritt seit seinem Rückzug vom Amt.

Die neuen Kardinäle die drei Insignien des Kardinalats überreicht: Das purpurne Kardinalsbirett und den Kardinalsring sowie die Zuweisung zu einer römischen Titelkirche oder Titeldiakonie. Jeder Kardinal wird damit formell Pfarrer oder Diakon einer römischen Pfarrei. Tatsächlich beschränkt sich diese Tätigkeit meist auf eine Schirmherrschaft. Die Reihenfolge, in der die neuen Kardinäle beim Konsistorium vortreten, bleibt ihnen übrigens auch für die Zukunft hierarchisch und protokollarisch erhalten.

Die neuen Senatoren des Papstes aus der ganzen Welt im Kurzporträt:

Lorenzo Baldisseri (73) - Kurie

Lorenzo Baldisseri stammt aus Pisa und ist Generalsekretär der Bischofssynode. Seine Ernennung gilt als ungewöhnlich, kommt aber nicht ganz überraschend: Franziskus will die Bischofssynode nach eigenem Bekunden als kollegiales Beratungsgremium des Papstes stärken.

Baldisseri ist seit September für die Vorbereitung und Durchführung der bisher alle zwei bis drei Jahre einberufenen Versammlungen von Bischöfen aus aller Welt im Vatikan zuständig. Zuvor war er Sekretär der Bischofskongregation und viele Jahre im Diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls, unter anderem in Paraguay, Brasilien und Indien.

15 der 19 neuen Kardinäle in Bildern:

Gerhard Ludwig Müller (66) - Kurie

Als Präfekt der Glaubenskongregation gehörte der frühere Regensburger Bischof zu den sicheren Kandidaten für den Kardinalshut. Im Sommer 2012 holte Papst Benedikt XVI. den aus Mainz stammenden Theologen nach Rom und machte ihn zu seinem wichtigsten theologischen Berater und Leiter der ältesten zentralen Kurienbehörde.

Als Chef der früheren vatikanischen „Inquisitionsbehörde“ ist der 1947 geborene Müller auch Präsident der Päpstlichen Bibelkommission, der Internationalen Theologenkommission sowie der für den Kontakt zu den Traditionalisten zuständigen Kommission „Ecclesia Dei“.

Pietro Parolin (59) - Kurie

Als vatikanischer Staatssekretär ist der aus Norditalien stammende Kirchendiplomat der engste Mitarbeiter des Papstes. 1955 geboren, trat der frühere Vatikan-Botschafter in Venezuela Mitte November seinen Dienst im Sekretariat des Papstes an, das die beiden Sektionen für „Allgemeine Angelegenheiten“ und „für die Beziehungen zu den Staaten“ (Innen- und Außenministerium) umfasst.

Vor seiner Bischofsweihe 2009 war Parolin für sieben Jahre vatikanischer Vize-Außenminister. In jener Zeit leitete er für den Heiligen Stuhl die komplizierten Verhandlungen mit Israel sowie mit Vietnam und knüpfte Kontakte zur Volksrepublik China.

Papst Franziskus und Benedikt XVI. bei der Ernennung 19 neuer Kardinäle

APA/EPA/Osservatore Romano

Papst Franziskus und Benedikt XVI. bei der Ernennung 19 neuer Kardinäle

Beniamino Stella (72) - Kurie

Stella ist Präfekt der Kleruskongregation. Der Norditaliener war die erste prominente Neubesetzung, die Franziskus an der römischen Kurie vorgenommen hat. Im September berief der Papst den vormaligen Leiter der päpstlichen Diplomatenakademie an die Spitze der Kleruskongregation. Damit wurde Stella im Vatikan zum Verantwortlichen für einen Großteil der rund 280.000 katholischen Weltpriester - und zum traditionellen Anwärter auf die Kardinalswürde.

Vor seiner Berufung an die Diplomatenakademie 2007 verbrachte er 24 Jahre auf oft heiklen Posten im Ausland, zuletzt 15 Jahre in Lateinamerika: zunächst als Botschafter in Kuba (1992-1999) und anschließend in Kolumbien. Zuvor vertrat er den Heiligen Stuhl fünf Jahre im Tschad, in der Zentralafrikanischen Republik und in der Demokratischen Republik Kongo.

Lateinamerika: Leopoldo Jose Brenes Solorzano (64) - Managua

Brenes steht seit 2005 an der Spitze der Hauptstadtdiözese in Nicaragua und ist auch Vorsitzender der nationalen Bischofskonferenz. Als solcher bezieht er immer wieder Stellung auch zu politischen Fragen wie der Gewalt in dem mittelamerikanischen Land oder der Migration in die USA.

Brenes wurde im März 1949 in Ticuantepe geboren und 1974 zum Priester geweiht. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn im Alter von 38 Jahren zum Weihbischof in Managua und 1991 zum Bischof von Matagalpa.

Ricardo Ezzati Andrello (72) - Santiago de Chile

Der Erzbischof der Hauptstadtdiözese Santiago ist zugleich Vorsitzender der Chilenischen Bischofskonferenz. Der 1942 geborene Salesianer wurde 1996 Bischof von Valdivia, 2006 Erzbischof von Concepcion (bis 2011), wo er viel für Bildung und Seelsorge der Mapuche, die diskriminierte Minderheit der chilenischen Ureinwohner initiierte. Unter anderem gründete er die landesweit einzige Mapuche-Hochschule.

Im zurückliegenden Präsidentschaftswahlkampf appellierte Ezzati an die Parteien, die großen Fragen des Landes nicht durch ideologische Gefechte zu erschweren. Zugleich warnte er vor zu großen Wahlversprechen. Die neue sozialistische Präsidentin Michelle Bachelet kündigte bereits an, den Erzbischof in ihren neuen Bildungsrat zu berufen.

Kelvin Edward Felix (81) - Saint Lucia

Im Februar 2013 feierte Felix seinen 80. Geburtstag und zählt damit nicht mehr zu den künftigen Papst-Wählern. Franziskus macht ihn wegen seiner Verdienste für die katholische Kirche im karibischen Raum zum Kardinal. 1956 war er der erste Priester, der in der Inselrepublik Dominica geweiht wurde.

1981 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Castries, der Hauptstadt von Saint Lucia. Er leitete die Diözese bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden 2008. Felix wirkte unter anderem als Präsident der Konferenz der Kirchen der Karibik.

Chibly Langlois (55) - Les Cayes/Haiti

Die Ernennung eines Kardinals aus dem von Naturkatastrophen heimgesuchten Karibikstaat Haiti ist eine Überraschung - noch dazu, da es sich um einen noch vergleichsweise jungen Bischof und keinen Erzbischof einer Hauptstadtdiözese handelt. Langlois wurde wie der Erzbischof von Port-au-Prince, Guire Poulard (72), 2011 an die Spitze seiner Diözese berufen. Zudem ist er Vorsitzender der Haitianischen Bischofskonferenz. In Rom arbeitete der 1958 Geborene zum Thema „Neuevangelisierung in Haiti“.

Mario Aurelio Poli (66) - Buenos Aires

Dass der Papst seinen argentinischen Landsmann Poli besonders schätzt, zeigt sich schon daran, dass er ihm bereits zwei Wochen nach seiner Wahl im März die Leitung seines Heimatbistums anvertraute. Es war die erste Bischofsernennung des Pontifikats.

Poli, der wie Franziskus italienische Wurzeln hat und 1947 geboren wurde, arbeitete von 2002 bis 2008 als Weihbischof in Buenos Aires eng mit dem damaligen Erzbischof Jorge Mario Bergoglio zusammen. In dieser Zeit war der asketisch wirkende Geistliche häufig in den Problemvierteln der Hauptstadt unterwegs.

Orani Joao Tempesta (63) - Rio de Janeiro

Als Erzbischof von Rio de Janeiro konnte Tempesta mit dem Kardinalspurpur rechnen. Auch sein Vorgänger, Eusebio Oscar Scheid, hatte diesen Rang inne. Der Zisterzienser Tempesta war vor Übernahme der Leitung der Mammutdiözese 2009 fünf Jahre lang Erzbischof von Belem. Im Sommer 2013 war Tempesta Gastgeber des neuen Papstes Franziskus beim Weltjugendtag in Rio.

Afrika: Jean-Pierre Kutwa (68) - Abidschan

30 Jahre lang wirkte Kutwa als Pfarrer in der ivorischen Hauptstadt Abidschan, Papst Benedikt XVI. stellte ihn 2006 an die Spitze der Erzdiözese. Den 2002 begonnenen Bürgerkrieg erlebte Kutwa hautnah mit. Dennoch blieb er inmitten der chaotischen Sicherheitslage immer eine der lautesten Stimmen, die sich für Frieden und Versöhnung in der Elfenbeinküste einsetzten, obwohl er persönlich auch von der Gewalt betroffen war.

Afrika: Philippe Ouedraogo (69) - Ouagadougou

Der Erzbischof von Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, ist unter anderem durch eine jahrelange Tätigkeit als nationaler Leiter der Päpstlichen Missionswerke (missio) in dem westafrikanischen Land eng vertraut mit der vatikanischen Kirchenzentrale. Im Jänner feierte der Geistliche seinen 69. Geburtstag.

Ouedraogo war Mitglied der vatikanischen Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Besonders liegt ihm der Dialog mit den Muslimen in seiner Heimat am Herzen.

Asien: Orlando Beltran Quevedo (74) - Cotabato

Mit der Ernennung eines zweiten Papst-Wählers von den Philippinen unterstreicht Franziskus die Bedeutung dieses neben Osttimor einzigen katholisch geprägten Landes in Asien. Quevedo wurde 1939 in Laoag geboren und gehört der Ordensgemeinschaft der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria (OMI) an. Mit seiner Erhebung in den Kardinalsstand stellen die Philippinen nun insgesamt vier Senatoren des Papstes.

Asien: Andrew Yeom Soo-jung (70) - Seoul

Der Erzbischof von Seoul entstammt einer koreanischen Familie, die schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts den katholischen Glauben annahm. Geboren 1943, wurde Yeom mit 30 Jahren zum Priester geweiht. Anschließend folgten Seelsorge, Leitungsämter an Priesterseminaren sowie Verwaltungsaufgaben. 2001 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Weihbischof in der Hauptstadtdiözese Seoul, deren Generalvikar er wurde. 2012 erhob Benedikt XVI. ihn zum Erzbischof.

Europa: Gualtiero Bassetti (71) - Perugia

Die Erzbischöfe der mittelitalienischen Diözese Perugia zählen nicht zu den traditionellen Anwärtern auf die Kardinalswürde. Schon Bassettis Berufung in die vatikanische Bischofskongregation durch Papst Franziskus im Dezember wurde jedoch als Zeichen für dessen besondere Wertschätzung gedeutet - zumal Franziskus gleichzeitig das Mandat des amtierenden Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, für die Bischofskongregation nicht verlängerte.

Seither wird der 1942 im toskanischen Marradi geborene Bassetti auch für Bagnascos Nachfolge an der Spitze der Bischofskonferenz gehandelt; schon jetzt ist er einer von dessen drei Stellvertretern.

Europa: Loris Francesco Capovilla (98) - Bergamo

Eine besondere Ehrenbezeugung von Papst Franziskus ist die Berufung des 98-jährigen Loris Capovilla. Der 1915 geborene frühere Papst-Sekretär ist so etwas wie der Bewahrer des geistigen Erbes des Konzilspapstes Johannes XXIII. (1958 bis 1963), der im April in Rom heiliggesprochen wird.

Bis heute ist Capovilla ein gefragter Zeitzeuge, wenn es um die Darstellung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) oder des Roncalli-Pontifikates geht. Er lebt im Heimatort von Johannes XXIII., Sotto il Monte in der Region Bergamo. Die Heiligsprechung des Konzilspapstes kann er nun selbst im Kardinalsstand verfolgen.

Europa: Vincent Gerard Nichols (68) - Westminster

Die Erhebung von Vincent Nichols zum Kardinal hatten viele schon für das Konsistorium im November 2012 erwartet. Der häufig als „nett“ wie „konservativ“ bezeichnete Nichols trat 2009 in die großen Schuhe von Kardinal Cormack Murphy-O’Connor (81) als Primas von England, Episkopatsvorsitzender und höchster Würdenträger der katholischen Kirche in England und Wales.

Nichols, 1945 bei Liverpool geboren, hat sich als Vorkämpfer konfessioneller Schulen sowie durch seinen Einsatz für die Ökumene und den interreligiösen Dialog einen Namen gemacht.

Europa: Fernando Sebastian Aguilar (84), Pamplona

Der frühere Erzbischof von Pamplona hat seit der Ankündigung seiner Kardinalserhebung Mitte Jänner für einige Schlagzeilen gesorgt. Die Staatsanwaltschaft an seinem heutigen Wohnort Malaga führt derzeit Vorermittlungen gegen den konservativen Kirchenmann durch. Klage geführt hatte ein Dachverband von Homosexuellen, nachdem Sebastian in einem Interview Homosexualität als eine mangelhafte Form von Sexualität bezeichnet hatte, die man auf angemessene Weise korrigieren könne.

Der 1929 in Calatayud in Spanien geborene Sebastian gehört dem Claretiner-Orden an, offiziell „Söhne des unbefleckten Herzens Mariens“ genannt. Er gehört zu den drei Geistlichen, die Franziskus im Alter von über 80 Jahren ehrenhalber mit der Kardinalswürde auszeichnet.

Nordamerika: Gerald C. Lacroix (56) - Quebec

Der Erzbischof von Quebec ist nach seinen Amtsbrüdern von Montreal und Toronto sowie dem Präfekten der vatikanischen Bischofskongregation, Marc Ouellet, künftig der vierte kanadische Kardinal unter den Papstwählern. Der 1957 in Saint-Hilaire-de-Dorset in der kanadischen französischsprachigen Provinz Quebec geborene, französischsprachige Geistliche leitet die Erzdiözese Quebec seit 2011. Seit 1975 gehört er dem Säkularinstitut Pius X., einer besonderen Form des geweihten Lebens zwischen Ordens- und Laienstand, an.

religion.ORF.at/KAP

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