Predigt von Pfarrer Maximilian Pühringer zum heutigen Sonntag, 2.10.2022

Predigt 27. Sonntag im Jahreskreis, 2.10.2022
Perikopen: 2 Tim 1,6-8.13-14 Lk 17,5-10
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Das heutige Evangelium ist die Einladung Jesu über das nachzudenken, warum es uns Christen überhaupt gibt. Es geht um den Glauben. Da legt Jesus die Latte heute hoch. Er spricht von einem Glauben, der die Kraft hat einen Maulbeerfeigenbaum, der damals mit seinen Dornen und Disteln als nicht ausreißbar galt, ins Meer zu versetzen. Wer schafft das? Wer bringt einen solchen Glauben zustande? Was möchte Jesus hier sagen? Dem wollen wir nachspüren. Erstens: Es geht um die grundsätzliche Verwurzelung in Gott. Bin ich ein Mensch, der im Glauben wirklich Halt findet? Die Frage lautet: Können wir in einer säkularen Zeit, in der des der Glaube nicht leicht hat, dem Druck der Welt standhalten? Ist unser Glaube an Gott stark genug gegenüber den Versuchungen und Verführungen der Welt? Wer sich bemüht, trotz aller Ängste, Zweifel und innerer Nöte zu glauben, bekommt innere Kraft, die das Leben trägt. Da denke ich an den sel. Carl Lampert, den die Nazis hingerichtet haben, und der sagte: „Hätte ich nicht die innere Kraft, ich würde verzweifeln am Wahnsinn dieses Lebens.“ Das sagt ein zum Tod Verurteilter, der im Glauben damals innerlich eine grausame Welt besiegt hat. Glaube ist diese Kraft aus Gott, die den Maulbeerfeigenbaum ausreißt und verpflanzt. Wer glaubt, dem ist viel möglich. Die Verwurzelung in der Welt kann durch die innere Umkehr des Herzens überwunden werden, dass wir uns ins Reich Gottes verpflanzen lassen. Man muss in Gott Um-herzen, um diese Wortkreation zu verwenden. Zweitens: Der Glaube ist oft unscheinbar, klein und bescheiden. Das hat Jesus heute angesprochen. Es spricht vom Senfkornglauben, dem kleinsten Samenkorn, in dem viel steckt. Es geht wohl darum, im Glauben nicht zu theatralisch, oder großtuerisch daherzukommen. Jesus spricht nicht von einem Glauben, der alle Glaubensartikel und den Katechismus auswendig kann, so wichtig ein fundiertes Glaubenswissen ist. Nein, Jesus spricht vom Senfkornglauben und verbindet es mit dem Wort an die Jünger: „Wir sind nur unnütze Knecht, wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.“ Damit sagt er uns unserem oft so selbstsicherem Glauben: „Nimm dich nicht so wichtig, halte dich nicht für unentbehrlich. Du kannst das Reich Gottes nicht machen, nicht herstellen, aber durch einen echten Glauben und ein echtes Leben darstellen. Das ist es, das Darstellen. Wir können nur säen und den Samen demütig und mit großer Hoffnung dem Acker der Welt anvertrauen. Das Wachstum muss ein anderer schenken, auf den wir verwiesen sind. Glaube braucht immer das Du, dieses große göttliche Du, diese Verwiesenheit. „Ich glaube an mich selbst,“ höre ich heute oft. Gut und schön, ein gutes Selbstvertrauen ist wichtig. Aber es ist zu wenig, das führt mich in die Selbstbezogenheit. Ich verdanke mich nicht mir selbst. Ich bin wie eine Schale, die sich von Gott füllen lassen darf. Oder ein Bild aus der Mechanik: Ein Stecker muss an den Stromkreis angeschlossen werden und das Gerät bekommt so Energie. So schließt der Glaube den Menschen an das Kraftfeld Gottes an. Es geht in meiner Kleinheit um die Gewissheit, dass Gott es trotz allem gut mit mir meint, dass er zuerst an mich glaubt, bevor ich das tue. Drittens: Der Glaube ist kostbares Erbe der Menschheit, wenn nicht das Kostbarste. „Stärke unseren Glauben,“ haben die Apostel anfangs gesagt. Sie wollten einen starken Glauben, um ihn weiterzugeben. Nur, was man selber hat, kann man weitergeben, weitervererben. Das ist unser Auftrag. Interessanterweise bin ich in drei Pfarren tätig, in denen Mitte des 20. Jahrhunderts Kirche gebaut, neugebaut wurde. Es ist wohl geschehen, aus dem Bewusstsein heraus, dass der Glaube einen Ort braucht, dass man Gott einen Ort sichern muss, um dieses wertvolle Erbe zu bewahren, zu stärken, zu vertiefen und weiterzugeben. Das darf uns denken geben. Wir haben eigentlich nicht Zeit immer die dunklen Punkte die Kirchengeschichte, so traurig, enttäuschend und schuldbeladen sie sind, zu beklagen. Wir müssen uns um das Erbe kümmern, damit wir das Erbe für die kommende Generation haben. Damit der stark angeschlagene Wert des Glaubens, und es kann nicht immer alles noch mehr vereinfacht werden nach der Devise, dass eh alles egal ist. Zu Billigstpreisen ist Jesus nicht zu haben. Sakramente sind Begegnungen mit Jesu. Sie brauchen einen verbindlichen Weg der Vorbereitung. In der Diözese Graz Seckau gab es vor zwei Wochen eine Tagung über Kirche im Wandel der heutigen Zeit. Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl, dem man keinesfalls vorwerfen kann im rechten Eck zu stehen, hat Folgendes angemerkt. So könne man etwa "fragen, ob Taufe oder Segen angebrachter sei, ob es passt, alle Kinder zeitgleich zur Erstkommunion zu führen, ob alle Jugendlichen zeitgleich gefirmt werden müssen", sagte der Bischof laut einer Aussendung der Diözese Graz-Seckau am Freitag. Auch solle man überlegen, wie heute mit Schuld, Versagen und Sünde umzugehen sei oder wie die Kirche für Eheleute und beim Sterben hilf- und segensreich sein kann, nahm Krautwaschl Bezug auf die Sakramente Buße, Ehe und Krankensalbung. Er plädierte für ein "Hinterfragen von Gewohntem". Wegweisende Worte für das Erbe unseres Glaubens, dem ich mich als Pfarrer verpflichtet fühle.
Liebe Brüder und Schwestern!
Es tut ganz gut hin und wieder ganz einfach über den Glauben nachzudenken. Es geht um die grundsätzliche Verwurzelung in Gott. Es geht um einen unscheinbaren Glauben, den ich säe und ein anderer wachsen lässt. Und es geht darum das wir dieses Erbe weitergeben. Der Oktober ist Rosenkranzmonat. Vielleicht können wir dieses Woche einmal an der Hand der Gottesmutter Maria ein Gesätz beten mit der bekannten Einfügung: „Jesus, der in uns den Glauben vermehre.“ Amen