loveshalom
2891
Taktgefühl. Taktgefühl möchte ich als ein Feingefühl für die Emotionen und das innere Empfinden unseres Mitmenschen umschreiben. Taktloses Verhalten ist ein Verhalten, das die Folgen dieses Verhaltens …Mehr
Taktgefühl.

Taktgefühl möchte ich als ein Feingefühl für die Emotionen und das innere Empfinden unseres Mitmenschen umschreiben. Taktloses Verhalten ist ein Verhalten, das die Folgen dieses Verhaltens im Empfinden bei dem Mitmenschen nicht berücksichtigt und dadurch Anstoß erregt. Dies kann durch Taten und Worte geschehen. Wir können einen Mitmenschen schockieren, indem wir etwas tun oder sagen, das bei ihm als eine brutale Verletzung rüberkommt oder das ihn durch den unerwartet gefühllosen Charakter unserer Handlung oder unserer Aussage aus der Fassung bringt und ihn eventuell sogar in seiner Würde verletzt.

Taktlosigkeit ist zugleich Unhöflichkeit, die mit Unvernunft einhergeht, und weckt bei dem Verletzten den Eindruck, dass wir wenig Einblick oder Einfühlungsvermögen in die Gefühlswelt des Menschen im Allgemeinen besitzen. Sie ist eine Untugend, dadurch dass sie Menschen emotional quält oder unbehaglich macht. Taktlosigkeit bildet im Grunde genommen auf die eine oder andere Weise den Kern der Untugend, auf die in der Redensart verwiesen wird, die bereits bei den Römern bestand: „Der Mensch ist ein Wolf für seinen Mitmenschen.“ Menschen können zueinander grausam sein, auch mit Worten, und manchmal einander fertig machen.

Taktgefühl hängt immer auf die eine oder andere Weise mit dem Schonen der Gefühle unseres Mitmenschen zusammen. Dabei müssen wir immer darauf bedacht sein, dass diese Haltung mit einer Aufrichtigkeit einhergeht. Ohne Aufrichtigkeit ist Taktgefühl nichts anderes als vorgetäuschtes Verständnis für den anderen, was sehr verletzend sein kann, dadurch dass dieser sich von uns betrogen oder sogar lächerlich gemacht fühlen kann. Wenige Dinge sind schmerzlicher für unser Herz, als uns plötzlich bewusst zu werden, dass ein Mitmensch uns nicht ernst nimmt oder sich uns mit geheucheltem Liebreiz nähert, sodass wir das Gefühl bekommen, dass er uns für dumm oder oberflächlich hält.

Jemandes Gefühle verletzen, kann auf unvorstellbar viele Weisen geschehen. Zum Beispiel: Wir sollten gegenüber einem Kranken nicht das Gefühl erwecken, dass wir ihn abstoßend finden, weil er krank ist. Wenn sich jemand wehtut, dann sollten wir nicht lachen, weil wir die Situation komisch finden. Wenn unser Mitmensch etwas für uns mit der Absicht getan hat, uns eine Freude zu machen, sollten wir ihm dann nicht auf eine wenig feinfühlige Art einen Vorwurf machen, wie er das nicht ganz und gar gemäß unseren Vorstellungen getan hat. (Wer garantiert uns, dass unsere Arbeitsweise die einzig richtige ist?) Wir sollten keinen Scherz in der Nähe eines Verstorbenen machen oder nach dessen Begräbnis; denn seine Angehörigen können daran (mit Recht) Anstoß nehmen. Eigentlich könnte man es ebenfalls als eine Form von Taktlosigkeit bezeichnen, öffentlich jemandes Gruß unbeantwortet zu lassen; denn das ist ein Verhalten, das den Mitmenschen schockt: Er hat uns Ehrerbietung gezeigt, indem er uns gruüßte, und wir verletzen ihn dadurch, dass wir ihn nicht würdigen, unseren Gegengruß zu empfangen. Dadurch setzen wir ihn gleichsam öffentlich uns selbst gegenüber herab.

Eine andere Form von Mangel an Taktgefühl verbirgt sich darin, mit unserem Mitmenschen belehrend zu sprechen. Wenn wir oft zu einem Menschen mit Worten sprechen oder in einem Ton, als ob wir ihn fortwährend zurechtweisen oder Anweisungen geben müssen, kann dies Ärgernis erwecken und sogar herabsetzend empfunden werden: Wir erwecken dadurch bei jemandem den Eindruck, als ob er für alles unsere Anweisungen braucht, selbst nichts Gutes tun kann, sich auf nichts versteht oder dass wir automatisch davon ausgehen, dass unsere eigenen Handlungs- und Arbeitsweise die einzig richtige sei. Ich habe diese Neigung auch bereits in Punkt 28 besprochen, weil sie ein deutliches Element von Hochmut in sich trägt. So ist es auch taktlos, unserem Mitmenschen, der uns eine Frage gestellt hat, auf eine solche Art und Weise zu antworten, dass dieser das Gefühl bekommt, dass er in unseren Augen dumm ist.

Ein Beispiel von Mangel an Taktgefühl im religiösen Leben: Oft verlassen Menschen die Kirche noch vor dem Sendungswort oder dem priesterlichen Segen zum Abschluss der Heilige Messe oder währenddessen. Dies ist ein Mangel an Ehrerbietung gegenüber unserem Mitmenschen und gegenüber Gott. Bedenken wir außerdem, dass die Heilige Messe ein strukturiertes Ganzes ausmacht, in dem jedes kleine Element eine tiefe Bedeutung hat. Erwägen wir daher gut, dass es den Wert unserer spirituellen Übung beeinträchtigt, wenn wir sogar nur eine Minute zu spät in der Kirche ankommen oder diese eine Minute vorzeitig verlassen.

Abgeschrieben aus dem Buch „DIE WISSENSSCHAFT DES GÖTTLICHEN LEBENS“
FRÜHLINGSBLÜTEN am Lebensbaum
Myriam van Nazareth
www.myriam-van-nazareth.net
loveshalom
"Eine andere Form von Mangel an Taktgefühl verbirgt sich darin, mit unserem Mitmenschen belehrend zu sprechen. Wenn wir oft zu einem Menschen mit Worten sprechen oder in einem Ton, als ob wir ihn fortwährend zurechtweisen oder Anweisungen geben müssen, kann dies Ärgernis erwecken und sogar herabsetzend empfunden werden: Wir erwecken dadurch bei jemandem den Eindruck, als ob er für alles unsere …Mehr
"Eine andere Form von Mangel an Taktgefühl verbirgt sich darin, mit unserem Mitmenschen belehrend zu sprechen. Wenn wir oft zu einem Menschen mit Worten sprechen oder in einem Ton, als ob wir ihn fortwährend zurechtweisen oder Anweisungen geben müssen, kann dies Ärgernis erwecken und sogar herabsetzend empfunden werden: Wir erwecken dadurch bei jemandem den Eindruck, als ob er für alles unsere Anweisungen braucht, selbst nichts Gutes tun kann, sich auf nichts versteht oder dass wir automatisch davon ausgehen, dass unsere eigenen Handlungs- und Arbeitsweise die einzig richtige sei. Ich habe diese Neigung auch bereits in Punkt 28 besprochen, weil sie ein deutliches Element von Hochmut in sich trägt. So ist es auch taktlos, unserem Mitmenschen, der uns eine Frage gestellt hat, auf eine solche Art und Weise zu antworten, dass dieser das Gefühl bekommt, dass er in unseren Augen dumm ist."
Anja39
Es scheint sehr interessant zu sein! 😌