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1968
Unser Verhalten beim großen Prozess gegen Jesus - Teil 2 Neutralität unmöglich! Unser Verhalten beim großen Prozess gegen Jesus - Teil 2 Sr. Joela Krüger Wenn die Finanzen gefährdet sind Wie auch die …Mehr
Unser Verhalten beim großen Prozess gegen Jesus - Teil 2

Neutralität unmöglich!

Unser Verhalten beim großen Prozess gegen Jesus - Teil 2

Sr. Joela Krüger

Wenn die Finanzen gefährdet sind
Wie auch die anderen Jünger, so hatte Judas seinen Beruf vor Jahren verlassen und war Jesus nachgefolgt. Das gab seinem Leben Sinn, Auftrieb und verschaffte ihm Privilegien. Er gehörte zu den Erwählten in Jesu nächster Umgebung. Wie die anderen elf Jünger wurde er von Jesus mit Vollmacht ausgerüstet, zu predigen, Kranke zu heilen und Dämonen auszutreiben. Endlich geschah etwas. Menschen folgten Jesus scharenweise. Massen hingen Ihm an – sie wurden gespeist – Tote auferweckt – der Sturm gestillt – sogar auf Wunderwegen die Steuer bezahlt! Und nun sollte die ganze Bewegung mit einem Verbrechertod enden? Das durfte und konnte nicht sein. Die finanzielle Existenzgrundlage war gefährdet. Jetzt erschien es sicherer, das sinkende Boot rechtzeitig zu verlassen.

„Mein Freund“, sagt Jesus, „wozu bist du gekommen?“ Der Freundeskuss war das Erkennungszeichen. Der Freundeskuss macht Jesus zum Gefangenen, der Freundeskuss macht Ihn vom Freund zum Feind und bestätigt Seinen Feinden: Der Angriff kann beginnen.

Wirtschaftliche Nöte machen blind. Die finanziellen Sorgen machen Judas genauso blind, wie die blinden Blindenführer die Sorge um die reine Lehre, wie Pilatus die Sorge um die eigene Ehre. Die Angst ums Geld macht aus Feinden Freunde und verkauft den Freund dem Feind.

Wo stehe ich? Wo stehen wir? Wo ist mein Platz in diesem Prozess? Wie Paulus den Korinthern schreibt, soll uns alles zum Vorbild, zur Warnung dienen. Schriftkenntnis, theologische Ausbildung, Rechtgläubigkeit bringen uns nicht von selbst auf die richtige Seite. Freundschaft, Begeisterung, Vollmacht im Dienst, Einsatz für eine gute Sache tun es genauso wenig.

Selbstüberschätzung bringt uns zu Fall
Und Petrus? Wo finden wir uns in Petrus wieder? Er hatte die beste Absichten. Er liebte Jesus. Er hatte Ihn durch Offenbarung als Sohn Gottes erkannt und bekannt. Er war der auserwählte, zukünftige Gemeindeleiter – bereit zur Nachfolge – bereit zu leiden – bereit, mit Jesus in Gefängnis, in den Tod zu gehen. Was fehlte ihm? – die Wahrheit! Nicht die Wahrheit über Jesus, aber die Wahrheit über sich selbst. Er war überzeugt von seiner geistlichen Reife. Selbstüberschätzung ist gefährlich – Selbsttäuschung führt in die Lüge und bringt uns zu Fall. Nur die Wahrheit macht frei und befähigt uns, Zeuge der Wahrheit zu werden.

Jesus hatte vergeblich auf Zeugen der Wahrheit gehofft und gewartet. Er war umgeben von falschen Zeugen. Zeugen der Lüge gab es in Mengen. Kein Zeuge der Wahrheit stellte sich ein – kein Jünger, kein Geheilter, kein Befreiter, kein begeisterter Zuhörer – keiner!
Jesus musste selbst als Zeuge der Wahrheit auftreten, weil keiner für Ihn eintrat. Durch Sein Zeugnis der Wahrheit sprach sich der König der Wahrheit selbst das Todesurteil aus.

Es geht um zwei Fragen
Wer den Prozess gegen Jesus aufmerksam verfolgt, wird merken, dass es nur um die Beantwortung von zwei Fragen geht: einmal um die Frage der Gottessohnschaft Jesu, zum anderen um die Frage, ob er König der Juden sei – Ja oder Nein. Jesus beantwortet beide mit einem Ja: „Du sagst es“ (Matth. 26,64; 27,11).

Genauso konzentriert sich die heutige Auseinandersetzung auf die Beantwortung dieser beiden Fragen. Die Gerichtsverhandlung ist in vollem Gange, Tod und Leben hängen davon ab – Tod und Leben Seiner Gemeinde. Der Riss, den diese Fragen verursachen, durchzieht längst fast alle Kirchen, Gemeinden und Kreise. Auf kurz oder lang wird hier die Entscheidung fallen. Die Trennung von Spreu und Weizen vollzieht sich.

Die Gottessohnschaft Jesu wird bestritten. Das kennzeichnet den Islam. Doch selbst hohe kirchliche Kreise haben sich bereits von dieser Wahrheit distanziert. Die zweite Frage – nach der Anerkennung Jesu als „König der Juden“ – führt noch dazu in einen aktuellen politischen Unruheherd. Diese Anerkennung lässt uns angeblich zum Feind der Palästinenser werden, zum Friedenshindernis im Nahen Osten. Doch die Kreuzesinschrift, die in Jerusalem in hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache zu lesen war, ist historisch, „Jesus von Nazareth, der König der Juden“. (Joh 19,19) Sie lässt sich nicht leichtfertig wegargumentieren. Sie war so peinlich für die geistliche Obrigkeit, dass man nichts unversucht ließ, um sie zu ändern. „Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben“, sagte Pilatus. Der Anstoß wurde nicht hinweggeräumt.

Es besteht ein geistlicher Zusammenhang zwischen dem Tod des Königs der Juden, dem Tod des Volkes der Juden und dem Tod des Staates der Juden. Heilsgeschichte vollzieht sich innerhalb und nicht außerhalb der Weltgeschichte. Ganz gleich, wie politisch falsch oder richtig gehandelt wird, wie überzeugend in den Medien argumentiert wird – ganz gleich, wie auch immer die Weltpolitik ihre Karten setzt: Hier wird ein gefährliches Spiel gespielt. Es ist ein Spiel gegen Gott – es steht alles auf dem Spiel.

Mit der Beantwortung der Kaiphas- und der Pilatus-Frage nach der Identität Jesu sind wir unausweichlich zu einer Stellungnahme herausgefordert. Entweder ist Jesus der Sohn des lebendigen Gottes – oder das Christentum ist der größte Betrug aller Zeiten. Entweder ist Jesus der König der Juden und Sein Volk bleibender Segensträger für alle Völker – oder „die Juden sind unser Unglück“ und Israel das größte Hindernis für den Weltfrieden. Diese Fragen erfordern von Christen eine klare Entscheidung. Neutralität gibt es nicht.
Teil 3 folgt...

FOTO: CULTURE-IMAGES/FAI: Der Prozess gegen Jesus in der Kunst: aus der Moskauer Christi-Erlöser-Kathedrale
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