RupertvonSalzburg
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Predigt von Pfarrer Maximilian Pühringer zum Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria

Predigt Mariä Empfängnis, 8.12.2022
Perikopen: Gen 3,9-15.20Lk 1,26-38
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Alle Jahre wieder ist das Fest Mariä Empfängnis ein herausforderndes Fest für den Prediger. Und doch müssen wir wieder versuchen einen Zugang zu finden, der uns nachdenken lässt über unseren Glauben. Ich habe es wieder probiert. Erstens: Startpaket des Menschen. Wenn ein Mensch zur Welt kommt, bekommt er eine Art Startpaket mit. Es ist eine Mischung von Chancen und Talenten, die er entfalten kann, aber auch von Belastungen, in die man hineingeboren wird. Kinder in der Ukraine kommen unter der Belastung des Krieges zur Welt. Kinder können unter der Belastung materieller, sozialer oder Beziehungsarmut zur Welt kommen. Es kann die Belastung von Alkoholismus oder einer anderen Sucht von Anfang an über dem Leben eines Menschen stehen. Der Mensch ist belastet. Und eine Belastung steht über allen Menschen, die Möglichkeit Böses zu tun, die Möglichkeit zur Sünde. Die biblischen Erzählungen vom Verlust des Paradieses und vom Sündenfall, die wir nicht mit der naturwissenschaftlichen Brille, sondern mit der Brille des Glaubens betrachten müssen, verdeutlichen dies. Der Mensch ist belastet zu allen Genrationen und allen Zeiten. Wir nennen diese Belastung Erbschuld. Sie wird an alle Menschen gleichermaßen weitervererbt. Zweitens: Startpaket der Gottesmutter Maria. Wir feiern heute, dass Maria ohne Erbschuld empfangen wurde durch ihre Eltern Joachim und Anna, was eine normale Empfängnis war, wie es zwischen Mann und Frau ist. Aber, und das ist der springende Punkt, im Startpaket Marias ist nichts Böses und Negatives, in ihr ist keine Sünde und auch nicht die Möglichkeit dazu. Aufgrund eines „einzigartigen Gnadenprivileg“ des allmächtigen Gottes, wie es der schwierige Text des Dogmas sagt, ist sie von Anfang an, von ihrer Empfängnis an, befreit vom dunklen Erbe der Menschheit. Aber das ist nicht geschehen, weil Maria es für sich gebraucht hätte, sondern im Hinblick darauf, dass sie Mutter des Höchsten werden sollte, dass in ihrem Leib dem Sohn Gottes eine würdige Wohnung bereitet werden sollte. Der Sohn Gottes sollte nicht in einer Reihe mit den Sündern und Schuldigen stehen. Er sollte nicht belastet sein vom dunklen Erbe der Menschheit. Sünde bedeutet Gottferne. Und Gott und Gottferne, das geht nicht zusammen. Gott kann sich nicht von sich selbst entfernen. Er kann sich loslassen, sich entäußern, aber nicht von sich selbst entfernen. So sehen wir in Maria den „pardiesischen Menschen“ neu. In Maria ist der Plan, den Gott vom Menschen hatte neu verwirklicht worden. Im Lateinischen heißt ja das Fest „immaculata conceptio,“ da steckt Konzept, Plan drinnen. So hat Maria ein ganz anders Startpaket aufgrund ihre großen göttlichen Erwählung und Berufung. Drittens: Unser Startpaket im Spiegel der biblischen Texte? Wir kennen die Szenen aus dem Alten Testament. Adam und Eva essen vom Baum der Erkenntnis. Sie spüren, dass da etwas nicht stimmt. Sich fühlen sich nackt. Sie schämen sich. Und Gott fragt: „Adam, wo bist du.“ Und dieser antwortet: „Ich habe dich im Garten kommen sehen; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin und versteckte mich.“ Adam und Eva, wie wir die beiden nennen, sind dem heutigen Menschen gar nicht unähnlich. Sie wollen autonom und eigenmächtig bestimmen, was für sie gut ist. Sie wollen die Rolle Gottes übernehmen. Nicht Gottvertrauen, sondern reines Selbstvertrauen, das bald scheitert. Es ist der Versuch des Menschen das Leben durch Technik, Medizin, Versicherungen und Finanzen in den Griff zu bekommen. Und dann verstecken wir uns vor Gott in unseren selbstgemachten Revieren und weichen der Frage „wo bist du?“ aus. Und genau da stellt uns die heutige Liturgie das Bild von der Verkündigung des Engels an das junge Mädchen von Nazareth vor Augen. Maria ist durch und durch vom Plan, vom Starpaket Gottes bestimmt und macht die Welt neu zum Gottesgarten, indem sie ihren Sohn zur Welt bringt, damit er diese hinfällige Welt heile. In Maria, in dem einen Satz „du bist voll der Gnade“ und genau deshalb hören wir heute dieses Evangelium, setzt Gott einen neuen Anfang. Da gibt es kein Mistrauen, sondern nur Vertrauen. Da gibt es keinen eigenmächtigen Vorgriff des Menschen, wie bei Adam und Eva, sondern Maria hält sich an die Vorgabe Gottes und sagt „mir geschehe nach deinem Wort.“ Genau darum geht es, dass wir uns an Gottes Vorgaben halten und uns durch Hingabe und Bereitschaft auszeichnen. „Wo bist du?“ Das sind die allersten Worte der Bibel. Das erste Wort das Gott direkt zum Menschen spricht. Maria hat diesen Gesprächsfaden optimal aufgenommen und so ist das Wort Fleisch geworden, hat unter uns gewohnt, und wohnt bis heute unter uns. Liebe Brüder und Schwestern!
Vom Startpaket des Menschen, in dem auch das Negative ist, sind wir ausgegangen, über das positive Startpaket der Gottesmutter, bis hin zum Startpakt beleuchtet von den biblischen Texten. Wir dürfen werden, wie Maria, dass wir uns eine paradiesische Lebenseinstellung von Gott schenken lassen, und uns aus freiem Herzen für Gott entscheiden, der Mensch wird, für uns Menschen und zu unserem Heil. Jedes Marienbild, jede Statue der Madonna, jede Rosenkranzperle, sagt „du bist von der Liebe Gottes umfangen, du bist in seiner Liebe geborgen.“ „Heilige Maria ohne Makel der Erbschuld empfangen, bitte für uns.“ Amen.
Sonia Chrisye
Andrea Bocelli - Ave Maria
Danke für die "wahre" Predigt von Pfarrer Maximilian Pühringer : -
Maria sagte zu dem Engel des Herrn: „Mir geschehe, wie Du gesagt hast“.